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Der Gang der Besiedlung im Norden Kanadas


Kanada, Besiedlung, Erschließung, Siedlungsaktivität, Goldrausch

Die räumliche Ausdehnung des Pelzhandels erfasste um die Wende vom 18. zum 19. Jh. auch den Norden, wo in der subarktischen Waldzone ein unübersehbares Potenzial an Pelztieren zur Verfügung stand. Bevorzugt waren die Regionen um den Great Slave Lake und der Bereich des Mackenzie mit seinen Nebenflüssen. Zu den ersten Handelsstützpunkten gehörten Fort Liard, Fort Resolution und Fort Simpson, die Anfang des 19. Jh. entstanden und zu denen bald weitere kamen. Viele dieser Stützpunkte waren nur wenige Jahre in Funktion, bei anderen siedelten sich Indianer, Missionsstationen, später Polizeiposten und weitere Versorgungseinrichtungen an. Sie blieben jedoch punktuelle Niederlassungen, die ein weites, aber kaum besiedeltes Umland zu versorgen hatten.

Eine besondere Siedlungsaktivität bewirkten Goldfunde, die erstmals 1896 am Klondike und anderen Nebenflüssen des Yukon, besonders ergiebig am Bonanza Creek, gemeldet wurden. Wie immer bei spektakulären Entdeckungen von Gold fanden sich auch hier in kürzester Zeit Tausende von Menschen ein. Bereits 1898 wurden in dem Bereich fast 30.000 Bewohner gezählt, aber nur ein Teil von ihnen war direkt an der Goldsuche beteiligt. Sehr bald entstand ein Netz von Ortschaften, in denen sich Händler, Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe niederließen. Gründer dieser Zentralen Orte waren gewöhnlich Händler oder Gewerbetreibende, die oft schon früher im Norden tätig waren und Erfahrungen besaßen. Sie suchten günstige Standorte und hofften natürlich darauf, durch Bodenspekulation Gewinne zu erzielen. Regionales Zentrum wurde Dawson City an der Einmündung des Klondike in den Yukon, das 1898 über 16.500 Einwohner zählte und nach Schätzungen in den besten Zeiten zwischen 20.000 und 30.000 Bewohner gehabt haben soll. Untergeordnet war eine Anzahl lokaler Zentren in verschiedenen Abstufungen bis hin zu zahlreichen dispersen Einrichtungen.

Mit dem Wegzug der Goldsucher nach der Jahrhundertwende verloren auch die meisten der Zentralen Orte ihre Funktion, lediglich Dawson City konnte eine gewisse Bedeutung erhalten.

Nur wenige Siedlungen entwickelten sich teils durch andere Funktionen, teils durch neu entdeckte Erzvorkommen zu Städten; zu ihnen gehören Whitehorse und Yellowknife, die beide auch Verwaltungssitze von Territorien sind.

Neben dem Erzbergbau boten andere Wirtschaftszweige Standorte für Siedlungen: Erdölvorkommen im Mackenzie-Tal führten 1920 zur Anlage des Ortes Norman Wells mit einer Raffinerie, von der ein weites Umland versorgt werden konnte. ...

Die Landwirtschaft konnte sich nur randlich in begünstigten Gebieten mit anbaufähigen Böden weiter nach Norden ausdehnen. ...

Mit der Anlage von punktuellen Standorten des Pelzhandels, des Bergbaus und der Holzwirtschaft sowie einigen randlich vorgeschobenen landwirtschaftlich genutzten Arealen waren die Siedlungsmöglichkeiten und -grenzen im Norden erreicht. Auch in neuerer Zeit konnte man nur an diese Möglichkeiten anknüpfen, die Standorte vermehren und mit Hilfe moderner Technik ausbauen.


Quelle: Kanada
Autor: Karl Lenz
Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Ort: Darmstadt
Quellendatum: 2001
Seite: 95-97
Bearbeitungsdatum: 15.05.2006